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Willys elektrisierter Enkel

Jeep, ehedem amerikanischer Offroad-Spezialist und zu Chrysler gehörig, zählt inzwischen zu den 14 Bestandteilen des Stellantis-Konzerns. Jetzt stellte Jeep mit dem Avenger im spanischen Malaga sein erstes voll batterieelektrisches Auto vor. Dessen Karosserie trägt zwar unverkennbar Merkmale früherer Geländewagen des einstigen US-Unternehmens. Doch ansonsten fehlt ihm einiges, was ihn zum echten Offroader in ehemaliger Jeep-Tradition machen würde. Allradantrieb zum Beispiel.

Der Urgroßvater des Neulings namens Willys Jeep steht perfekt restauriert im Museum „Haus der Geschichte“ in Bonn an prominenter Stelle. Sein 2,2 Liter großer Vierzylinder-Ottomotor leistete damals 60 PS (45 kW) und war bei einem Verbrauch von zwölf Liter Benzin auf 100 Kilometer und zuschaltbarem Allradantrieb für eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h gut. Da kommt der Avenger von heute besser weg. Er ist viel schneller und fast dreimal so stark. Dem Klima fällt er zumindest im Alltagsbetrieb kaum zur Last. Statt alle vier werden bei ihm nur die Vorderräder angetrieben. Der Avenger war noch gar nicht auf dem Markt, da hatte er bereits stattliche Preise eingeheimst.

Charakteristische Front

Zu ersten Probefahrten durfte Mitte April eine überschaubare Journalisten-Schar aus ganz Europa auf dem Parkplatz vor dem Flughafen im südspanischen Malaga antreten. Auf Anhieb fiel ins Auge, dass da ein leibhaftiger Jeep vor ihnen stand. Unverkennbar die Frontpartie mit den sieben charakteristischen Lüftungsschlitzen, die betont ausgeprägten Kotflügel, die kurzen Überhänge vorne wie hinten und die bemerkenswert große Bodenfreiheit. All das sprach für ein robustes Fahrzeug, ebenso durchsetzungsfähig auf wie neben der Straße. Wenn es auch auf den hinteren Plätzen etwas eng zugeht, haben die Menschen vorne so viel Platz, dass sie sich nicht in die Quere kommen. Was den Stauraum angeht ist der Kleine ganz groß. Insgesamt 34 Liter Platz bieten eine Reihe geräumiger Fächer.

Auch die Kofferraumgröße reicht für Reisegepäck, wobei sich die Heckklappe sozusagen mit einem Fußtritt elektrisch öffnen lässt. Für erste Probefahrten hatten die Organisatoren einen 60 Kilometer langen Kurs rund um Malaga vorgeschlagen. Die zumeist engen und äußerst kurvenreichen Sträßchen stellten an Fahrerin oder Fahrer ebenso hohe Ansprüche wie an Fahrwerk, Federung und Lenkung. Nichts zu meckern gab es in puncto Leistung oder Beschleunigung.

Allradantrieb kommt noch

Wie bei Elektroautos üblich stand die gesamte Kraft des Aggregats aus dem Stand heraus voll zur Verfügung. Auch die Lenkung funktionierte so wie es sich gehört. Selbstverständlich auch, dass sich sämtliche Tasten und Schalter dort befinden, wo sie hingehören und leicht bedienbar sind. Vorteilhaft auch das Infotainment-System mit seinem 26 Zentimeter großen Display in Kombination mit dem digitalen Kombiinstrument hinter dem Lenkrad. Echte Geländefahrten jedoch blieben den Journalisten vorenthalten. Das war auch gut so, denn vorerst verfügt der Jeep Avenger lediglich über Vorderradantrieb, erst im nächsten Jahr soll eine Allradversion mit zwei Elektromotoren erhältlich sein. Als Ausgleich bietet er zurzeit einen Bergabfahr-Assistenten sowie sechs unterschiedliche Fahrmodi.

Zumindest aber weisen die Werksangaben von Jeep eine gute Papierform auf: 340 Kilometer Reichweite nach WLTP (was im richtigen Leben kaum zu erreichen sein dürfte) und angesichts einer Ladeleistung von bis zu 100 kW Gleichstrom für einen Kleinwagen erstaunlich kurze Ladezeiten an der Säule. Angeblich reichen für eine Fahrstrecke von 30 Kilometern zum Beispiel drei Minuten Ladezeit, in 24 Minuten ist die Batterie von 20 auf 80 Prozent geladen. Die serienmäßige Ausstattung kann sich je nach Variante in puncto Sicherheit und Entlastung von Fahrerin oder Fahrer durchaus sehen lassen, selbst autonomes Fahren auf Level zwei ist drin. (cen/hrr; Bilder: Autoren-Union Mobilität/Jeep)

Jeep Avenger
Länge: 4,08 Meter
Breite: 1,78 Meter
Höhe: 1,53 Meter
Antrieb: Elektromotor Frontantrieb, Automatikgetriebe
Leistung: 115 kW / 156 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
0 auf 100 km/h: 9,0 Sek.
Elektr. Reichweite: 340 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 15,9-15,3 kWh/100 km
Batterie: 51 kWh netto / 54 kWh brutto
Ladeleistung DC: bis zu 100 kW
Effizienzklasse: A+++
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Kofferraumvolumen: 355 – 1250 Liter
Basispreis: ab 37.000 Euro

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