Fahrspaß ohne Heckfenster
Wozu eine Heckscheibe, durch die man ohnehin kaum was sieht?, muss sich Ex-Chefdesigner Maximilian Missoni, der nun in BMW-Diensten steht, wohl bei der Entwicklung dieses Crossovers gedacht haben. Durch den Verzicht „konnten wir die Dachlinie weiter nach hinten schieben und so mehr Platz und Kopffreiheit im Fond schaffen“, erklärt Technikvorstand Lutz Stiegler.
Allerdings ist das mit dem 8,9 Zoll großen digitalen Innenspiegel in den ersten Minuten der Testfahrt sehr gewöhnungsbedürftig, besonders im urbanen Umfeld und beim Rangieren wähnt man sich in einem geschlossenen Lieferwagen.
Im Innenraum geht es gewohnt skandinavisch kühl und hochwertig zu, wie man es schon aus den anderen Polestar-Modellen und der Schwestermarke Volvo kennt. Besonders ins Auge fallen die innovativen Textilien wie „Tailored Knit“, die aus recyceltem PET bestehen.
Auf kurvigen Landstraßen oder bei flotten Autobahnfahrten zeigt der Polestar 4, was in ihm steckt. Schon die Basisversion mit 200 kW (272 PS) und 343 Nm Drehmoment schiebt den gut 2,3 Tonnen schweren Schweden-Chinesen über die Hinterachse munter in 7,1 Sekunden an. Für richtig Fahrspaß sorgt die Allrad-Version mit der doppelten Power (400 kW) 544 PS, der bisher hellste Stern am Polestar-Firmament. Ein kurzer Druck aufs Fahrpedal, und in 3,8 Sekunden katapultiert sich der nochmal fast 200 Kilo schwerere Brocken auf Landstraßentempo.
Doch so beeindruckend der Polestar 4 auch in vielen Bereichen ist, die Elektronik sorgt manchmal für Frust. Bei der ersten Testfahrt fiel der adaptive Tempomat mit Spurhaltefunktion mehrfach aus.
Sportlich und schick
Wer elektrisch fährt, muss auch an die Reichweite und Ladezeiten denken. Der Polestar 4 punktet hier mit einer nominellen 100 kWh-Batterie (netto 94-kWh), die je nach Motorisierung Reichweiten von 580 bis 620 Kilometern schaffen soll. DEin realistischer Wert, basierend auf unseren ersten Testfahrten, liegt bei etwa 440 Kilometern. Dafür geht das Aufladen flott: Mit bis zu 200 kW Ladeleistung ist die Batterie in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Beim AC-Laden mit 11 kW dauert es dagegen 11 Stunden, bis der Akku wieder voll ist. Doch anders als beim Polestar 3 gibt es hier mit dem Plus-Paket (5500 Euro) auch die 22 kW-Option, was die Ladezeit halbiert. Fest steht: Das Fahrzeug macht vieles richtig. Es fährt sportlich, sieht gut aus und bietet ein hohes Maß an Komfort. Der Einstiegspreis von 61.900 Euro für die Single-Motor-Version ist absolut wettbewerbfähig. Für den Dual-Motor sollte man gut 70.000 Euro bereithalten. Wer bis zum 15. November bestellt, bekommt außerdem einen Sofort-Rabatt von 4000 Euro. (aum/Bilder: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald/Polestar)
Polestar 4 Lang Range Dual Motor
Länge: 4,84 Meter
Breite: 2,00 Meter
Höhe: 1,53 Meter
Antrieb: Elektrisch, 400 kW (544 PS), Allradantrieb, Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 686 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
0 auf 100 km/h: 3,8 Sek.
Batteriegröße: 100 kWh
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 18,7–21,7 kWh
Reichweite (WLTP): 590 km
Ladeleistung: 11–22 kW AC/ 200 kW DC
Basispreis: 69.900 Euro