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Der Elektro-Schwede aus China

Für viele klingt der Name Polestar fremd, wer sich jedoch lange genug für Motorsport interessiert hat, weiß: Volvo gab einst seinen sportlichsten Modellen diesen Beinamen. Seit 2017 nun hat Polestar eine neue Bedeutung: Als eigenständige Marke ausgegliedert soll sie auf dem Elektro-Sektor für Furore sorgen, und zwar als schwedisch-chinesische Co-Produktion. Aus Skandinavien kommt das Know-How, im Reich der Mitte wird der Wagen gebaut. Der Polestar 2 soll dabei vor allem dem Tesla Model 3 die Kunden abjagen.

Unauffällig im Verkehr mitschwimmen, das geht im Polestar 2 nicht. Die geduckte Silhouette, das Leuchtenband der Rücklichter – das extrovertierte, aber nicht ungefällige Design schafft Aufmerksamkeit. Genau 2614 Exemplare dieses Typs wurden vergangenes Jahr in Deutschland neu zugelassen, mehr als doppelt so viele schaffte Tesla mit seinem Model 3 allein im Dezember. Damit das nicht so bleibt, haben Volvo und Konzernmutter Geely einiges aufgeboten: Drei Antriebsvarianten, hohes Sicherheitsniveau, intuitive Bedienung, ordentliche Verarbeitung und Fahrleistungen. Der Testwagen als „Lange Range Single Motor“-Version verfügte über 170 kW (231 PS) Antriebsleistung, die sich aus 324 Batterie-Zellen mit zusammen 75 kWh nutzbarer Kapazität speisten. Laut Hersteller soll damit eine Reichweite von bis zu 540 Kilometer erreicht werden können.

Einfluss auf Akku-Lebensdauer

Bei verschiedenen Ladeprozeduren an öffentlicher Ladesäule und am Haushaltsnetz mochte der Reichweiten-Rechner des Testwagens nicht mehr als 440 km Aktionsradius versprechen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Testfahrten bei Außentemperaturen zwischen null und zehn Grad Celsius stattfanden. Wiederholt war zu beobachten, dass der rechnerische Reichweiten-Verlust nie so ganz zu den tatsächlich gefahrenen Kilometern passen wollte. Mit 17,1 kWh gibt Polestar den Verbrauch je 100 km an, mit knapp unter 20 kWh sollte man bei entspannter Fahrweise rechnen. Ein sehr sinnvolles Detail ist, dass die Polestar-2-Besitzer selbst Einfluss auf die Lebensdauer ihrer Batterie nehmen können. Bekanntlich ist es der Haltbarkeit des Akkus zuträglich, ihn nicht immer bis „unters Dach“ mit Strom zu befüllen. Über den Touchscreen des Mitteldisplays kann man eine generelle Maximalladung von 80 oder 90 Prozent selbst einstellen.

Zu den Vorzügen des Polestar 2 gehört nicht nur das Android-Betriebssystem, das die Handhabung der Funktionen jedem Smartphone-Nutzer von Anfang an geläufig macht, sondern auch die umfangreiche Sicherheitsausstattung. Dazu gehören Notbremsassistent Fahrzeug-, Fahrradfahrer-und Fußgänger-Erkennung, Spurhalteassistent mit Lenkunterstützung, Kollisionswarnung, Schleudertrauma-Schutz, Isofix für Rücksitze und Beifahrersitz sowie Verkehrszeichen-Erkennung. Das Warnsignal für die jeweils geltende Tempo-Beschränkung ist jedoch so klein geraten, dass es im bunten Multiinformations-Display leicht zu übersehen ist.

Es geht flott zur Sache

Auch an anderer Stelle fehlt es an Größe: Die Heckscheibe, die fast die Neigung eines Coupés hat, ist so klein, dass sie nur wenig Sicht auf den nachfolgenden Verkehr zulässt. Da trifft es sich gut, dass ab Werk gleich eine Rückfahrkamera mitgeliefert wird. Der Kabine kann man ausreichende Maße bescheinigen. Die Ladekabel kosten keinen Stauraum, denn sie haben ihr Fach unter der Fronthaube. Textilbezüge an vielen Verkleidungsteilen untermauern den herausgehobenen Charakter des Fahrzeugs, nur die Gutschlösser sind wegen der breiten Mittelkonsole schlecht zugänglich.

Obwohl der Testwagen glatte zwei Tonnen Gewicht zu stemmen hatte, geht die Fahrt flott zur Sache. Sie beginnt aber ungewöhnlich: Funkschlüssel und Insassen-Sensor stellen automatisch Betriebsbereitschaft her, ein gesonderter Startknopf fehlt. In knapp mehr als sieben Sekunden spurtet der Wagen auf 100 km/h, mit Rücksicht auf den Stromvorrat wird bei 160 km/h abgeregelt. Das Fahrwerk präsentiert sich als ausgewogener Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Straffheit. Der tiefe Schwerpunkt erlaubt manches dynamische Manöver ohne Reue.

Fazit: Als zweites Modell hat Polestar eine interessante Alternative in die Mittelklasse gestellt, die in Qualitätsanmutung, Komfort und Sicherheit keinen Vergleich zu scheuen braucht. Wer es sportlicher haben will, kann auf die Dual-Motor-Variante zugreifen, die staatliche Förderung von 9000 Euro dürfte für zusätzliche Attraktivität sorgen. (Axel F. Busse, cen, Bilder: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse)

Polestar 2
Länge: 4,61 Meter
Breite: 1,99 Meter
Höhe: 1,48 Meter
Motor: Elektromotor, Frontantrieb, einstufiges Getriebe
Leistung: 170 kW (231 PS)
Max. Drehmoment: 330 Nm.
Batterie: Lithiumionen-Batterie, 78 kWh
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
0 auf 100 km/h: 7,4 Sek.
Reichweite (Herstellerangabe): max 540 km
WLTP-Verbrauch: 17,1 kWh/100 km
Basispreis: 41.930 Euro
Testwagenpreis: 45.930 Euro

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